FMI - der Podcast über aktuelle Themen und Forschungsergebnisse rund um die Immobilie

#7 Neue Arbeitswelten


 

Isabel Abendschön hat sich intensiv mit dem Thema der neuen Arbeitswelten befasst. Im Gespräch berichtet sie von den Chancen und Herausforderungen, welche das New World of Work - wie die neuen Arbeitswelten auch genannt werden - mit sich bringt. Neben der Zusammenfassung von aktuellen Forschungsergebnissen zeigt Sie auch eine Forschungslücke auf, die besonders in der Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen hat: Mobiles Arbeiten und Home Office


 

FMI - Podcaster, Autor:innen
Isabel Abendschön und Christian Huber

FMI - Datum der Episode
Episode vom: 11.02.2021

FMI - Dauer der Episode
Dauer der Episode: 09:55 Minuten

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Willkommen ^ 

In dieser Episode geht es um neue Arbeitswelten im Büro. Es geht um New WoW also New World of Work. Was sind die Einflussparameter, die zu dieser Entwicklung führen? Ist das eine Generationenfrage, ob dies akzeptiert oder sogar gefordert wird? Und vor Allem welche Chancen und Herausforderungen bieten diese neuen Arbeitswelten? Zu Gast bei mir ist Isabel Abendschön. Sie beschäftigt sich intensiv mit diesem Thema und berichtet uns vom Stand der Forschung. Neben dem Vergleich der aktuellen Literatur zeigt sie uns weitere Forschungsmöglichkeiten auf, die heute noch nicht beantwortete Fragestellungen klären könnten. Mein Name ist Christian Huber und ich freue mich sehr auf das Gespräch.

Entwicklung von neuen Arbeitswelten ^ 

Isabel, neue Arbeitswelten haben in den letzten Jahren schon Einzug in unsere Büros gehalten. Kannst du beschreiben, welchen Grundlagen diese Entwicklung beruht?

Die Entwicklung einer neuen Arbeitswelt beruht auf verschiedenen Einflussparametern. Die Autoren Hofmann und Günther sehen dabei beispielsweise zwei verschiedene Themenfelder, die Grundlage einer neuen Arbeitswelt, oder Arbeit 4.0, wie es auch häufig genannt wird, darstellen. Zum einen verändert sich die Arbeitsteilung zwischen Mensch und Technologie, da einfach in den letzten Jahren ein verstärkter Einsatz von Informationstechnologien eingesetzt wird. Zum anderen entwickelt sich die Arbeit weiter, was das Thema flexible Organisationsstrukturen angeht. Das bedeutet die klassischen Führungsprinzipien und Strukturen unterliegen dabei einem sehr großen Wandel (Hofmann, et al., 2019).

Im Artikel „Arbeiten 4.0 – Folgen der Digitalisierung für die Arbeitswelt“ wird die voranschreitende Digitalisierung als Grundlage der Veränderung der neuen Arbeitswelt dargestellt. Der erhöhte Einsatz digitaler Technologien hat grundlegende, starke Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft, aber vor allem auf die Unternehmen von heute. Die Auswirkungen dieser Entwicklung lassen sich häufig ähnlich beschreiben: neue, dynamische Arbeitsprozesse und flache Organisationsstrukturen sind grundlegender Teil der zukünftigen Arbeitswelt. Außerdem betonen die Autoren hier, dass flexible, unkonventionelle Arbeitsformen, wie beispielsweise eine erhöhte Verwendung von Home-Office in der aktuellen Zeit nicht mehr wegzudenken sind (Klammer, et al., 2017).

In dem wissenschaftlichen Artikel von Ameln und Wimmer sind, wie bei den vorherigen Artikeln, ähnliche Ergebnisse dargestellt. Die grundlegenden Einflüsse in Unternehmen stellen die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung dar. Sie betonen aber auch, dass der enorme Informationsfluss und die wachsende Komplexität der globalen Märkte letztendlich zu einer immer höheren Anforderung an Flexibilität der MitarbeiterInnen führen. Diese Entwicklungen sind neu und stellen die klassische Arbeitswelt komplett auf den Kopf. Die Autoren sprechen hier aber auch noch einen ganz anderen Punkt an: und zwar die wachsenden Ansprüche der ArbeitnehmerInnen, insbesondere die der Generation Y (Ameln, et al., 2016).

Wer ist denn die Generation Y und was zeichnet diese Generation hinsichtlich neuer Arbeitsplatzkonzepte aus?

Die Generation Y bezeichnet die, ab der zweiten Hälfte der 80er Jahren Geborenen. Eine genaue Definition der Charakteristika ist hierbei natürlich schwierig, da man ja keine gesamte Generation charakterlich in einen Topf werfen kann. Nichtsdestotrotz ist diese Generation mit dem Internet aufgewachsen und kann seit Beginn des digitalen Zeitalters selbstverständlich mit den unterschiedlichsten Kommunikationsplattformen umgehen und lässt sich daher als sehr digitalaffin beschreiben. Darüber hinaus betont Autorin Eberhardt, dass diese Generation schon seit der Kindheit ein eigenständiges, selbstbewusstes Handeln entwickelt, was sich natürlich später in der Arbeitswelt widerspiegelt. Die Generation Y wird in dem wissenschaftlichen Artikel der Autorin als qualifiziert, selbsbewusst, freiheitsliebend und an Teamwork interessiert, aber auch selbstüberschätzend beschrieben. Dass starre Organisationsstrukturen und klassische Hierarchien in der Arbeitswelt für sie nicht mehr ansprechend sind, ist hier die klare Folge. Eine gesunde Work-Life-Balance und kreatives Arbeiten in Teams werden schlichtweg mehr und mehr erwartet (Eberhardt, 2015).

Okay, das heißt es gibt mehrere Gründe für die Entwicklung einer neuen Arbeitswelt. Doch wie wirken sich diese Veränderungen denn konkret auf neue Arbeitsplatzkonzepte aus?

Die Auswirkungen auf konkrete Arbeitsplatzkonzepte können auch hier verschieden aussehen. Die Autoren Kauffeld und Maier beschreiben beispielsweise, dass durch die neuen Kommunikationswege und digitalen Prozesse ein dynamischerer Austausch von Wissen generiert werden kann. Im Zuge dessen werden intelligente Tools und Technologien in Unternehmen immer stärker eingesetzt. Außerdem findet die Arbeit in einem flexiblen Umfeld statt, was auch bedeutet, dass die klassischen, starren Hierarchien über den Haufen geworfen werden und eine kreative Teamatmosphäre geschaffen wird. Zu flexibler Arbeit gehört aber laut den Autoren auch ganz klar die Möglichkeit zu mobiler Arbeit und folglich einer stärkeren Vernetzung des Privat- und Arbeitslebens (Kauffeld, et al., 2020). In Anbetracht der aktuellen weltweiten Corona-Pandemie ist die aktuell stärkste Entwicklung natürlich die Verbreitung des Home-Offices. Aber nicht nur aufgrund der Pandemie gewinnt das Home-Office an Gefallen. Bereits im Jahr 2004 beschreiben die Autoren in „Home Office – my home is my castle“, dass Home-Office als eine Herausforderung, aber auch als eine sehr große und zukunftsträchtige Chance gesehen wird. Die Möglichkeit kreativ und flexibel zu arbeiten, steht der eigenen Disziplin gegenüber (Schmalzl, et al., 2004).

Zusammenfassend sind also die neuen Arbeitsplatzkonzepte unter anderem von intelligenten Tools und dynamischen Arbeitsprozessen geprägt. Darüber hinaus stellen flache Hierarchien und flexible Teams die Zukunft des Arbeitens dar. Zu guter Letzt werden hier dann noch die mobilen Arbeitskonzepte, wie beispielsweise das Home-Office angesprochen.

Chancen & Herausforderungen ^ 

Gibt es denn auch Nachteile, die mit der Entwicklung neuer Arbeitsplatzkonzepte einhergehen?

Ja, auf jeden Fall gibt es auch kritische Seiten, die betrachtet werden müssen. Otto und Mohr beschreiben beispielsweise unter dem Titel „Schöne Neue Arbeitswelt“, dass zu den Chancen und Möglichkeiten der neuen Arbeitswelt auch Gefahren und Risiken aufkommen. Die positiven Auswirkungen hinsichtlich der zunehmenden Flexibilität sowie der steigenden Eigenverantwortung stehen den Gefahren des ständigen Zwangs zu beruflichem Neulernen und der Schwierigkeit Arbeitsleben und Privatleben in passabler Form zu trennen, gegenüber (Mohr, et al., 2005).

Ein weiterer großer Teil dieser Entwicklung, welcher kritisch gesehen wird, beruht auf der Automatisierung verschiedener Arbeitsbereiche. Die Technologie wird natürlich weiterhin als Hauptquelle des wirtschaftlichen Erfolgs angesehen, jedoch entwickeln sich im Laufe der Zeit auch Ängste über den rasanten technischen Fortschritt. Die Autoren beschreiben demnach die Technik dem Menschen gegenüber oft als befremdlich, unfassbar und unkontrollierbar, was wiederum zu Unsicherheiten bei den MitarbeiterInnen führen kann (Mokyr, et al., 2015).

Außerdem stellt die ständige Erreichbarkeit einen weiteren Nachteil in dem neuen Arbeitsumfeld dar. Durch die Möglichkeit des mobilen Arbeitens wird fast schon eine 24/7 Erreichbarkeit vorausgesetzt. Im Zuge dessen kommen die Autoren in dem wissenschaftlichen Artikel „Mobile Arbeit – Home-Office, Dienstreisen, Außendienst – was ist wirklich belastend?“ auf das Ergebnis, dass mobile Arbeit zu einer erhöhten Belastung führt und folglich ein Konflikt zwischen Privat- und Arbeitsleben entsteht (Kraus, et al., 2020). Man kann also an diesen wissenschaftlichen Artikeln sehen, dass die vielen Chancen der flexiblen, dynamischen Arbeit auch auf jeden Fall mal kritisch betrachtet werden sollten.

Wenn du die einzelnen Ergebnisse vergleichst. Sind diese ähnlich, oder gibt es aus deiner Sicht große Unterschiede?

Ich denke, dass die Ansätze prinzipiell ähnlich sind. So sind die positiven Auswirkungen neuer Arbeitsplatzkonzepte von Flexibilität und Dynamik geprägt. Darüber hinaus können flachere Hierarchien zu einem positiven Teamspirit führen, da jeder ein Mitsprachrecht hat und häufig frühzeitiger eigene Entscheidungen getroffen werden können. Die Ansprüche der Generation Y und auch die der nachkommenden Generationen werden sich in diese Richtungen weiterentwickeln und dementsprechend die Zukunft der Arbeitswelt ganz klar beeinflussen. Nichtsdestotrotz stellt die Veränderung natürlich immer neue Herausforderungen dar und eine gewisse Angst, bzw. Respekt folgt bei Veränderungen oft automatisch. Insgesamt zeigen die wissenschaftlichen Artikel zwar teilweise unterschiedliche Einflussparameter, aber zusammenfassend fließen bei der Entstehung neuer Arbeitsplatzkonzepte einige Entwicklungen einfach parallel zusammen. Vor allem ist aber klar, dass der heutige Büroalltag einem Wandel unterliegt.

Forschungslücke: Mobile Working ^ 

Isabel, wo bleiben aus deiner Sicht Fragen offen, siehst du bei den Veränderungen und Entwicklungen eine aktuelle Forschungslücke?

Ja, ich sehe hier ganz klar eine Forschungslücke. Die aktuelle Situation, geprägt von einer weltweiten Pandemie ist eine komplette Umstellung für die Arbeitswelt und jeden Einzelnen von uns. Die Ausbreitung des Covid-19-Virus hat mobiles Arbeiten auf einen Schlag gebraucht und auch verlangt. Viele Übergangslösungen von Unternehmen sind jetzt in der Entwicklung, um langfristig Fuß zu fassen. Ich denke hier liegt eine Forschungslücke vor, da es bisher so eine Ausnahmesituation einfach noch nie gab. Als logische Folge müssen demnach Ideen und Trends entwickelt werden, die mobiles Arbeiten und Home-Office auch als Langzeitlösung ermöglichen. Nicht zu vergessen ist hierbei auch die Betrachtung der Risiken und Gefahren, wie beispielsweise die der vollständigen Erreichbarkeit. Die Konzepte müssen rund, vollständig konzipiert und positiv ausgeführt werden, um so letztendlich auch einfach eine gesunde Work-Life-Balance für uns Alle zu erreichen.

Outro ^ 

Isabel, vielen Dank für deine Zusammenfassung der Forschungsliteratur über dieses aktuelle Thema. Danke auch, dass du hier ganz klar aufgezeigt hast, wo noch weiterer Forschungsbedarf gerade auf Basis der Erfahrungen der Corona Pandemie und dem gerade in dieser Zeit notwendigen Mobilen Arbeiten besteht. Das war die Podcast-Episode über neue Arbeitswelten mit Isabel Abendschön und Christian Huber


Literaturverzeichnis ^ 

  • Ameln, F., & R. Wimmer, 2016. Neue Arbeitswelt, Führung und organisationaler Wandel. Gruppe. Interaktion. Organisation. In: Zeitschrift für Angewandte Organisationspsychologie (GIO). 47. 11-21

  • Eberhardt, D.. 2015. Generationen zusammen führen: mit Millenials, Generation X und Babyboomern die Arbeitswelt gestalten. Freiburg, München, Stuttgart: Haufe Group

  • Hofmann, J., & J. Günther, 2019. Arbeiten 4.0 – Eine Einführung. In: HMD Praxis der Wirtschaftsinformatik. 56. 687–705

  • Kauffeld, S., & G. Maier, 2020. Schöne digitale Arbeitswelt – Chancen, Risiken und Herausforderungen. Gruppe. Interaktion. Organisation. In: Zeitschrift für Angewandte Organisationspsychologie (GIO). 51. 255-258

  • Klammer, U., et al. 2017. Arbeiten 4.0 – Folgen der Digitalisierung für die Arbeitswelt. Wirtschaftsdienst. 97(7). 459–476

  • Kraus, S., H. Grzech-Sukalo, & K. Rieder, 2020. Mobile Arbeit – Home-Office, Dienstreisen, Außendienst – was ist wirklich belastend? In: Zeitschrift für Arbeitswissenschaft. 74. 167-177

  • Mohr, G., & K. Otto, 2005. Schöne neue Arbeitswelt: Risiken und Nebenwirkungen. In: reportpsychologie. 30. 260-267

  • Mokyr, J., C. Vickers, & N. Ziebarth, 2015. The History of Technological Anxiety and the Future of Economic Growth: Is This Time Different? In: Journal of Economic Perspectives. 29(3). 31-55

  • Schmalzl, B., & B. Walter, 2004. Home Office — My home is my castle. In: Schmalzl, B. Arbeit und elektronische Kommunikation der Zukunft. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag. 231-247



Alle Literaturangaben sowie die Zitate wurden von den jeweiligen Studierenden erstellt. Diese folgen keinem einheitlichen Regelwerk und sind nicht auf Mängel geprüft. Die Urheberschaft für die Interview-Texte liegt bei den jeweiligen Studierenden.

 

 
Episode 7 - Neue Arbeitswelten. Christian Huber im Gespräch mit Isabel Abendschön
 

 

 

 

Copyright CC-BY-SA | Isabel Abendschön und Christian Huber | 05.03.2021 | Impressum | Datenschutz